Familie Ising in München: Abflug nach und Quarantänezeit in Shanghai

Mittwoch, 11. November 2020

Abflug nach und Quarantänezeit in Shanghai

Isi berichtet von seinem Abflug und seiner Quarantäne-Zeit in Shanghai.

Am Dienstagabend, 13.10.2020 bin ich von München nach Frankfurt geflogen.

Der Flughafen war gruselig leer, die Geschäfte hatten fast alle zu, es gab kaum Menschen. Der Abschied viel uns allen doch ganz schön schwer, wir sehen uns nun erst am 21.11. in Peking wieder. (mittlerweile erst am 2.12. ;( )

Der Flug dauerte nur eine Stunde, doch jeder musste seine Maske auflassen und mit viel Abstand voneinander aussteigen.

In Frankfurt um 21:00h angekommen, ging ich erst auf die Suche nach dem Corona-Testcenter, um mich für einen Test am Morgen anzumelden.

Glücklicherweise konnte ich in München meine beiden großen und schweren Koffer gleich bis Shanghai durchchecken, hatte nur mein Handgepäck dabei.

Das Corona Testcenter war auch gleich gefunden, direkt neben dem (Hilton-) Hotel am Flughafen. Es war zwar schon geschlossen, doch zumindest konnte ich mich online für einen Test am Morgen anmelden, hatte einen Express-Test gekauft, der das Ergebnis in 6h liefert. Kostenpunkt: 138,- EUR.

Mein Flug war für 17:10h mit der Lufthansa nach Shanghai gebucht, das sollte also reichen, um ein Testergebnis vor dem Abflug in Händen zu halten.

Um 07:30h stand ich am Testcenter, alles wurde dort sehr professionell durchgeführt: zwei Test-Stäbchen mit Barcodes versehen, werden mit einem anderen Barcode, der mit meiner Namen gekoppelt ist, verschlüsselt miteinander verknüpft. Mit den Test-Stäbchen nimmt ein komplett eingepackter Arzt im Papieroverall, mit M-N-Maske, Augenschutzbrille und Handschuhen zwei Rachenabstriche und verstaut diese in den codierten Stäbchen-Dosen.
Diese werden dann zur Analyse ins Labor gesendet.

Nun war es 08:00h, der Test war erfolgt, der Flug ging im 17:10h, also genug Zeit, um in der LH Lounge ein Frühstück zu genießen.

Nach der Pass- und Personenkontrolle, die wegen der wenigen Passagiere schnell absolviert war, ging es zum Terminal meines Abflug-Gates.

Doch Fehlanzeige: Aufgrund des Corona-bedingten, extrem geringen Flugaufkommens war die Lounge geschlossen, so, wie viele andere Geschäfte im Abflugbereich.
Es gibt nur eine LH-Lounge am Flughafen, die geöffnet hat, leider in einem anderen Terminal. Also wieder zurück, und ins andere Terminal spaziert.
Dort eingetroffen, war ich froh, an einem Platz die Maske abnehmen zu dürfen, denn mit Kaffee, Brot, Rührei und Butterbrezel darf man auch ohne Maske rum sitzen.

Um 14:00h lag noch kein Testergebnis in meinem email-Postfach vor. Ein kurzer Anruf an der Service-Hotline des Corona-Testcenters ergab, dass der Test aufgrund des hohen Testvolumens noch etwas Zeit benötige.

Um 15:00h noch kein Testergebnis vorhanden, ich bat die Person am Telefon des Testcenters um Nachforschung, er versprach dann, mich umgehend zurückzurufen.

Der Rückruf kam dann auch ca. 30min später: Der Test dauere leider noch deutlich länger als geplant, und ich möchte doch bitte meinen Flug umbuchen!

Ich dachte, ich hätte mich verhört, das habe ich dann auch deutlich gesagt. Ich bräuchte sofort das Testergebnis für den Flug, oder eine entsprechende schriftliche Erklärung der Testfirma, dass das Ergebnis nicht in der versprochenen (und bestellten und bezahlten) Zeitspanne verfügbar sein wird.

Ein kurzer Verweis auf die damit verbundenen Kosten (der Flug kostet ca. 5000,- und fliegt nur einmal pro Woche) hat dann doch geholfen, die Sache bei Centogene (der Corona-Testfirma) zu eskalieren.

Auf dem Weg zum Abflug-Gate musste ich natürlich nochmals alle Kontrollen durchwandern, doch auch diesmal verlief dies sehr zügig.
Am Gate war der Einsteige-Prozess mittlerweile voll im Gange. Neben der Boardkarte wurde auch das Vorliegen des (negativen) Corona-Tests geprüft.

Die Boardkarte hatte ich, aber das Testergebnis noch nicht!

Ein weiteres Telefonat mit der Hotline half auch nichts.

Mittlerweile war es 1700h, ich wurde etwas nervös. Die LH-Damen ebenfalls. Ihren Schalter hatten sie schon zugemacht, eine sagt zu mir: „Wir müssen jetzt schließen, Herr Ising!“ als mein Handy summt und in der Inbox eine email erscheint, mit dem Testergebnis. Die email geöffnet und vorgezeigt, und ich durfte zur Maschine rennen!

Dort angekommen, wird hinter mir die Tür geschlossen, die Stewardess ruft den Kapitän an, und es kommt die Durchsage „boarding completed“ – ich war noch nicht an meinem Platz angekommen!

Nach der Aufregung erstmal ein kleines Bierchen, dachte ich. Doch vor dem Abflug gab es nichts mehr, es war zu knapp. Hinsetzen und Anschnallen.

Nachdem wir in der Luft waren, kam dann das Bierchen, ein kleines Erdinger Weißbier!

Dann kam noch eine Stewardess vorbei, mit einer schönen Überraschung: Unser Nachbar, Stefan Ganzer, selbst Pilot bei der LH, hatte bei seinem Kollegen, dem Piloten meines Fluges, angerufen, und mich als VIP-Nachbarn angekündigt. Die Stewardess übergab mir, mit besten Grüßen vom Piloten, einen Schlafanzug aus der First Class, sowie eine Jogginghose und dem First-Class-Necessaire aus Leder in Herzform, mit Handcreme, Zahnbürste, warmen Strümpfen, Schlafmaske und weiteren kleinen Sachen!

Nach einer Vorspeise, einer Hauptspeise, Nachtisch, Wein und Wasser, und einem Film, legte ich mich, umgezogen im bequemen Schlafanzug zum Schlafen hin. Ach ja, zwischendurch wurde bei allen Passagieren die Temperatur gemessen, welche man auf der Boardkarte notieren musste, denn dies wird von den chinesischen Behörden gefordert.

Shanghai:
In Shanghai angekommen, konnten wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich aussteigen, in kleinen Gruppen und mit Mundschutz natürlich. Kaum im Gebäude angekommen, wurden alle Passagiere aufgefordert, ein (online-)Formular auszufüllen, das erste einer ganzen Reihe von Formularen. Online – also über das Mobil-Telefon – ist natürlich nur möglich, wenn man Internet hat! Das hatte ich nicht, meine deutsche (Aldi-E-Plus-Karte) konnte keine Verbindung zum Internet aufbauen. Doch alle Personen im Ankunftsbereich waren sehr freundlich, so wurde mir gleich über das private Handy eines Flughafen-Angestellten ein Hotspot aufgebaut, über welches ich mich mit dem Internet verbinden und das Formular ausfüllen konnte. Den screenshot dieses Formulars, welches vor allem einen QR-Code zeigte, musste ich anschließend einige Male vorzeigen.

Im Flughafen mussten alle Einreisenden dann einen langen Weg, durch Stellwände in den Hallen geleitet, gehen. An vielen Checkpunkten vorbei, bei welchen diverse, mir unklare Aspekte geprüft wurden, zu einer Halle für einen Corona-Test (in China mittels eines Stäbchen-Abstrichs in der Nase), dann zur Gepäckausgabe, zur Zoll-Kontrolle bis zur Abfrage, in welche Stadt man nach der Quarantäne weiter reisen wolle. Danach wurde man dann zu verschiedenen Wartebereichen geführt, in denen man anschließend einen Bus zum Quarantäne-Hotel besteigen durfte.

Die Busfahrt ging vom Flughafen in die Innenstadt, zu einer unbekannten Adresse. Dort angekommen, stand ich dann vor dem Quarantäne-Hotel, meine aktuelle Bleibe für die nächsten 14 Tage!

Mit ca. 25 Menschen im Bus dauerte der Check-in im Hotel ca. 2h, in 3er- und 4er-Gruppen wurde man reingeholt. Derweil draußen wartend, schaute ich mich um. Der Gehweg am Hotel war auf einer Länge von ca. 30m abgesperrt, an beiden Seiten standen Polizisten und hinderten Fußgänger daran, auf dem Gehweg am Hotel und an uns möglicher Weise infizierten Personen vorbeizugehen. Im Hotel waren sowohl das Hotelpersonal als auch eine Gruppe von Ärzten in der schon aus dem Frankfurter Testcenter bekannten Weise vermummt mit Overall, Maske und Schutzbrille damit beschäftigt, uns Ankömmlinge aufzunehmen, einzuchecken, mit weiteren Formularen zu beglücken und uns Anweisungen über die Durchführung der Quarantäne zu geben. Dazu gehören: der Verbleib im Zimmer, Temperatur-Messungen um 09:00h und 15:00h, und die Nutzung von Desinfektions-Tabletten. Diese musste man vor jedem Stuhlgang in die Toilette werfen, und die Spülung erst 10min nach der Sitzung betätigen, damit jegliche vorhandenen Viren vor dem Weg in die Kanalisation Shanghais abgetötet worden sind.

Es gab noch einen weiteren Deutschen in meinem Bus, ansonsten waren es alles Chinesen aus Deutschland auf der Heimreise, welche ebenfalls eine Quarantäne durchführen müssen. Die Formulare wurden uns in der chinesischen Version gegeben, die englisch-sprachigen waren wohl nicht mehr vorrätig. Es gab jedoch eine ausgefüllte englische Variante, die uns beiden Deutschen dann als Vorlage diente. Das heißt dann vergleichen, was wurde zum Beispiel in der Vorlage auf Seite 2 in der 4 Zeile eingetragen – daraus dann den Rückschluss ziehen, was wir für uns eintragen müssten.

Irgendwann durften wir dann ein jeder auf sein Zimmer.

Das Zimmer: Ich habe schon einfachere Hotelzimmer gesehen, doch dieses versprach schon beim Betreten, nicht lustig zu werden. Im Prinzip war es sauber, vom Pilzbefall und dunklen Kalkrändern im Bad/Duschbereich abgesehen. Das Zimmer hat einen „Vorbereich“ mit Waschbecken, zur Seite öffnet sich ein kleines Bad mit WC und Dusche, und dann der eigentlich Zimmer-Bereich in der Größe von 4x4qm.

Es gibt zwei Betten, jedoch ist nur eines bezogen. Es gibt einen Stuhl, jedoch keinen Tisch. Anstelle des Tisches gibt es ein sideboard an einer Wand, an welches man sich setzen kann (es ist im unteren Bereich offen). Es gibt einen Fernseher, mit 12 chinesischen Programmen. Es gibt einen Wasserkocher, jedoch keine Becher oder Gläser, und auch keine Mini-Bar. Eine Garderobe mit 6 Bügeln. Ein Handtuch.

Beim Check-in musste ich das Zimmer im Voraus bezahlen (die Kosten reiche ich anschließend in der Reisekosten-Abrechnung bei BMW ein), die BMW Corporate Card (American Express) wurde jedoch nicht akzeptiert. So musste meine private Visa-Karte herhalten.

Die Zimmerkosten waren für die Übernachtung mit Frühstück, das Hotel bietet kein Mittag- und Abendessen an, das müsste ich anderweitig besorgen! Die Kosten für die Ärzte müsse ich „sofort“ in bar bezahlen. Ich hatte natürlich kein Bargeld dabei, woher auch, konnte ich ja bis jetzt keine Bank aufsuchen.

Über die einzige englisch-sprechende Angestellte erfuhr ich das geplante Vorgehen für Mittag- und Abendessen: in einem nahe gelegenen Laden würden sie uns Essen besorgen und aufs Zimmer bringen lassen. Mangels Bargeld wurde mir folgender Vorschlag unterbreitet: Ich möge der Rezeptionistin meine Visa-Karte mit Pin geben, sie würde dann mit einem Security-Mann zur unweit gelegenen Bank of China gehen und Geld aus dem Automaten holen. Dass könne ich dann für den Arzt und für das Bezahlen der Essen der kommenden Tage benutzen. Ich selbst dürfe ja das Hotel nicht verlassen.

Oha, das fängt ja gut an. Letztendlich blieb mir kein anderer Weg, ich schickte die Dame los, mir 2000,- RMB zu besorgen, das sind ca. 255 EUR.

Doch wie sollte das mit dem Essen funktionieren?

Hier kommt nun die chinesische App WeChat ins Spiel. WeChat ist, ähnlich WhatsApp, in erster Linie ein Kommunikationstool für den Austausch untereinander. Man schreibt einem ausgewählten Kontakt darüber eine Nachricht. Doch mittlerweile bietet WeChat viel mehr Funktionen, unter anderem eine Bezahlfunktion: Käufer und Verkäufer identifizieren sich mit einem QR-code, der Betrag wird eingegeben und die Bezahlung bestätigt, um den Bezahlprozess abzuschließen.

Der angesprochenen Laden hat nun eine WeChat-Gruppe aus uns Quarantäne-Personen gebildet. Er postet Fotos der Auslagen und aus denen kann man wählen. Leider ist der Laden ein Geschäft der Art Mini-Supermarkt (ähnlich 7-11 in USA), der nur eingeschweißtes Essen hat, Nahrungsmittel in Plastik, Tütensuppen, Chips, Schokolade, Getränke, aber auch Drogerie-Artikel. Das Essen wird in der Microwelle erhitzt und dann zum Zimmer gebracht.

Mein Problem war nur: er akzeptiert nur WeChat-Pay. Kein Bargeld.

Nach einer etwas schwierigen Diskussion konnte ich mithilfe der englisch-sprechenden Rezeptionistin den Besitzer des Laden soweit bringen, dass er von mir 500,-RMB Vorschuss bekommt, ich nun Essen bestellen kann, und er die Kosten von meinem „Guthaben“ abzieht.

Das erste Abendessen war ok, das gestrige Mittagessen und Abendessen ebenfalls. Und auf meine Nachfrage hin konnte ich auch Äpfel und Bananen kaufen, auf einem kleinen Plastikteller, eingeschweißt natürlich.

Das erste Frühstück war sehr chinesisch: in einem Plastikbecher mit Deckel gab es heiße Reissuppe (also viel Wasser mit zwei Esslöffeln Reis), dazu, in einer Plastiktüte, zwei Teig-Klopse. Einer „salzig“, mit Kräutern, einer „süß“ mit einer Obst-Mus-Füllung. Heute Morgen gab es zusätzlich noch ein gekochtes Ei.

Lustig ist der Bring-Prozess: Vor jeder Zimmertür steht ein Stuhl, mit Plastik bezogen. Auf dem wird das Essen abgestellt. Dann wird an die Zimmertür geklopft und weggerannt. Zumindest habe ich bislang noch keinen Lieferanten gesehen…

Soweit die Lage nach Anreise und 2,5 Tagen Quarantäne.

Anbei auch ein paar Fotos…

Bis zum nächsten Status-Bericht, über Fragen, Tipps und Feedback von Euch würde ich mich riesig freuen!

Euer Sebastian

 

Blick aus dem Fenster


Mittag- und/ oder Abendessen

Auswahl per WeChat im Shop

Hotel in Shanghai

Einchecken ins Hotel

Hotel in Shanghai

Tägliches Frühstück in der Quarantäne

Der Flur - Die Schleuse für den täglichen
anonymen Austausch

 

3 Kommentare :

  1. Lieber Isi, danke für dein Post.
    Ich bin gespannt und gleichzeitig schockiert was du da durch machst und dann auch noch alleine bist. Und ich frage mich wie wird es dem Rest der Familie gehen. Dürfen die zur Quarantäne dann zu dir? Oder müssen sie da auch durch. Was macht man denm 14 Tage eingesperrt in so einem kleinen Zimmer?
    Ich danke euch für das senden eures Blogs und freue mich von euch zu lesen und auch Bilder von eurem Abenteuer zu sehen.
    Liebe Grüße aus Berlin und ich esse in Gedanken etwas Obst für dich mit.

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    1. Bettina N. Stephys Freundin

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    2. Liebe Bettina, das ist so lieb von Dir! Deine Worte sind sehr aufbauend und mit fühlend. Aktuell sind der Jakob, August und ich die Quarantäne in Shenyang. Auch nicht perfekt, aber aushaltbar. Liebe Grüße nach Berlin von Nicole

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